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Hintergrund-Informationen

Was ist Psychotherapie?
Psychotherapie (von griechisch ψυχή psychḗ = ‚Atem, Hauch, Seele‘ und θεραπεύειν therapeúein = ‚pflegen, sorgen‘) bedeutet wörtlich übersetzt "Behandlung der Seele". In einer Psychotherapie bieten ausgebildete Fachleute (Psychologische oder ärztliche Psychotherapeuten) Hilfe bei Störungen des Denkens, Fühlens und Handelns (z.B. bei Depressionen, Ängsten und Suchterkrankungen, aber auch bei körperlichen Beschwerden, die durch psychische Probleme entstehen oder aufrecht erhalten werden). Die psychischen Probleme können eine Reaktion auf konkrete Ereignisse sein (z.B. beim Verlust eines wichtigen Menschen, einer schlimmen Erfahrung) darstellen, aber auch ohne erkennbaren Auslöser beginnen. Es gibt eine Vielzahl psychotherapeutischer Schulen, Methoden und Settings.

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Was ist ein Psychiater, ein Psychologe, was ist ein Psychotherapeut?
Psychiater: Ein Psychiater ist ein Facharzt für seelische Erkrankungen oder Störungen. Psychiater gehen von der körperlichen Seite an psychische Probleme heran.
Der Psychiater hat Medizin studiert und danach eine mehrjährige Facharztausbildung zum Psychiater absolviert und kann daher psychische Erkrankungen u.a. mit Medikamenten, den so genannten Psychopharmaka, behandeln.
Erst eine psychotherapeutische Zusatzausbildung berechtigt einen Psychiater (oder einen anderen Arzt), auch Psychotherapie auszuüben und neben der Facharztbezeichnung (hier: Psychiater) z.B. die Zusatzbezeichnung "Psychotherapie" oder "Psychoanalyse" zu führen.
Psychologe: Psychologen haben an der Universität nicht Medizin, sondern Psychologie studiert.
Psychotherapeut: Psychotherapeuten sind Psychologen („Psychologischer Psychotherapeut"), oder Ärzte („Ärztlicher Psychotherapeut“), die nach Ihrem Hochschulstudium eine mehrjährige Zusatzausbildung zum Psychotherapeuten absolviert haben. Die Psychotherapie-Ausbildung für Psychologen ist deutlich umfassender und aufwändiger als die der Ärzte.
Auch Absolventen einiger anderer sozialer Studiengänge können eine Psychotherapie-Ausbildung machen, danach jedoch nur Kinder und Jugendliche behandeln.
Anders als Ärzte verwenden Psychologische Psychotherapeuten keine Medikamente, sondern unterstützen Patienten mit Gesprächen, Übungen und Ähnliches dabei, die psychische Erkrankung durch eine bewusste Auseinandersetzung mit ihren Ursachen und/oder durch gezieltes Einüben neuer Verhaltensweisen zu überwinden. Wenn Medikamente nötig sind, arbeitet der Psychologische Psychotherapeut mit Ärzten zusammen.

Wann ist eine Psychotherapie angebracht?
Das ist wie bei einer Erkältung. Bei einem kleinen Schnupfen haben die wenigsten das Bedürfnis, einen Arzt aufzusuchen. Doch je stärker die Erkrankung, je massiver die Symptome, desto wichtiger ist es, sich in Behandlung zu begeben.
Betreffen die Symptome weniger die Organe und mehr Gedanken, Gefühle, Wahrnehmung oder Verhalten, ist statt (oder zusätzlich) dem Arzt ein Psychotherapeut die beste Anlaufstation.
Als Faustregel gilt: Wenn Sie unter Ihren Symptomen leiden und das Gefühl haben, Sie brauchen Unterstützung, dann sollten Sie einen Psychotherapeuten aufsuchen.
Hier wird eine genaue Diagnose erstellt und der sinnvollste Behandlungsweg besprochen.
Grundsätzlich müssen 3 Kriterien erfüllt sein, damit die Krankenkassen eine Psychotherapie befürwortet:
1. Es sind psychische Symptome da, unter denen der Betroffene und/oder sein Umfeld leidet
2. Diese Symptome bilden zusammengenommen eine Krankheit, die im Kapitel V der „Internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme“ (ICD-10) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) aufgeführt ist
3. Der Betroffene ist bereit und in der Lage, an sich, seinen Gewohnheiten und Anschauungen etwas zu verändern

Welche Formen von Psychotherapie gelten als erwiesenermaßen hilfreich?
Vier Arten von Psychotherapie sind derzeit von den Krankenkassen in Deutschland anerkannt und werden daher bei psychischen Problemen bezahlt: Psychoanalyse, Tiefenpsychologie, Verhaltenstherapie und systemische Therapie. Ich arbeite verhaltenstherapeutisch. Die Anerkennung der Krankenkassen beruht darauf, dass die Verhaltenstherapie in vielen Studien untersucht wurde und sich dabei als hilfreich bei der Bewältigung der meisten psychischen Störungen und teilweise auch von körperlichen Erkrankungen erwiesen hat.

Was genau heißt „Verhaltenstherapie“?
Die Verhaltenstherapie basiert auf der Lernpsychologie und geht – sehr vereinfacht – davon aus, dass wir Menschen unablässig etwas lernen. Wenn ein Verhalten gut funktioniert oder ein Gedanke immer wieder passend erscheint, prägen wir uns das ein und wenden es immer wieder an. Wenn ein Verhalten negative Folgen hat oder ein Gedanke uns ängstigt, werden wir davon Abstand nehmen. Ein Kind könnte beispielsweise die Erfahrung machen, dass es nur dann ein bisschen gewürdigt wird, wenn es seine Wünsche zügelt und „funktioniert“. Wahrscheinlich wird es das verinnerlichen und die eigenen Gefühle weiterhin zügeln und funktionieren. So kommt es jahre- oder jahrzehntelang vielleicht ganz gut durchs Leben. Allerdings gibt es Verhaltensweisen, die zwar momentan sinnvoll sind, uns langfristig aber schaden oder zu neuen Lebens­situationen einfach nicht mehr passen und dadurch zu Schwierigkeiten führen. Das Kind von gerade eben z.B. kann später als Erwachsener Probleme bekommen, wenn es im Leben „seinen Mann stehen“ soll oder einmal nicht mehr funktionieren kann oder will. Psychische Störungen haben meist viele Ursachen – eine davon ist jedoch fast immer, dass das gelernte Selbst- und Weltbild nicht (mehr) passt. Und solche Unstimmigkeiten machen krank, laugen aus. Sie sind also weder „verrückt“ noch „bescheuert“, sondern haben sich Dinge angeeignet, die Ihnen nicht (mehr) gut tun. Hier setzt die Verhaltenstherapie an. Gemeinsam werden Gedanken, Anschauungen und Verhaltensmuster hinterfragt und neue Verhaltensweisen und Lösungswege eingeübt. Durch diese neuen Erfahrungen lassen auch die negativen Gefühle nach.
Besondere Voraussetzungen müssen Sie für eine Verhaltenstherapie nicht erfüllen – wichtig sind nur der Wunsch, selbst etwas ändern zu wollen, und die Bereitschaft zu einer Entdeckungsreise zu sich selbst. Erfolg und Dauer einer ambulanten Psychotherapie hängen in erster Linie Ihrem Einsatz ab! Immer wieder werden Sie „Hausaufgaben“ bekommen und sollen Dinge zwischen den Sitzungen ausprobieren. Diese Aufgaben sind oft zentral für die Verbesserung Ihrer Situation. Setzen Sie sich allerdings nicht unter Druck. Die negativen Denk- und Verhaltens­muster haben sich meist lange eingeschliffen, jetzt braucht es eine ganze Zeit, bis sie sich „ausschleifen“.
Dieses Konzept klingt im Moment vielleicht noch recht rätselhaft und abstrakt. Wenn wir gemeinsam an Ihrem Problem arbeiten, werden Sie die Zusammenhänge mit Sicherheit besser verstehen können. Wenn Sie Fragen haben, scheuen Sie sich nicht, sie zu stellen!

Woher weiß ich, welcher Therapeut der Richtige für mich ist?
Hören Sie auf Ihre innere Stimme! Wenn derjenige eine Approbation als Therapeut hat, ist seine Qualifikation überprüft. Doch jeder hat seine eigene Persönlichkeit, arbeitet anders. Der richtige Therapeut ist der, dem Sie sich ohne Bedenken anvertrauen können und mit dessen Arbeitsweise Sie gut zurecht kommen. Da die Krankenkasse die ersten Sitzungen bei mehreren Therapeuten zahlt, kann jeder verschiedene Therapeuten ausprobieren. Studien haben gezeigt, dass die meisten bereits nach diesen wenigen Stunden gut beurteilen können, wer ihnen am besten weiterhelfen kann. Ist die Beziehung zwischen Therapeut und Patient gut, ist meist auch das Ergebnis gut.

Welche Grundregeln gelten in einer Therapie?
Eine psychotherapeutische Beziehung ist zeitlich begrenzt. Sie beruht auf gegenseitigem Vertrauen und Respekt. Psychotherapeuten haben sich an bestimmte fachliche und ethische Regeln zu halten (z.B. jedem Hilfesuchenden mit Respekt und Achtung zu begegnen oder sich auf keine „privaten“ Beziehungen zu Patienten einzulassen) und unterliegen der Schweigepflicht. In Inter- und Supervisionen (die ebenfalls der Schweigepflicht unterliegen) holen sie sich für ihre Behandlungen die Unterstützung von Kollegen. Psychotherapeuten müssen sich wie Ärzte regelmäßig fortbilden, um nach den neuesten Erkenntnissen fachgerecht zu behandeln.

Hilfreiche Links...
...gibt es viele! Genannt seien hier nur zwei:

  • Das Online-Kompendium MSD-Manuals bietet fachlich fundierte Infos zu den meisten psychischen Störungen
  • Der Pal-Verlag hat Ratgeber für verschiedenste Lebenslagen herausgebracht und bietet auf seiner Webseite auch einige Anregungen zur Selbsthilfe.